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Spanplatten - Ökobilanz

Holzbaustoffe

Spanplatten sind plattenförmige Holzwerkstoffe, die durch Verpressen von Holzspänen und/oder anderen Faser-stoffen (z.B. Flachsstengel, Hanf, Bagasse etc.) mit Bindemitteln hergestellt werden. Für die Spanplattenpro-duktion in Deutschland wird fast ausschließlich Durchforstungsholz, Rundholz, Restholz (Industrieabfälle) und zu einem geringen Teil Altholz verwendet. Je nach Herstellungsverfahren unterscheidet man Flachpressplatten und Strangpressplatten. Mehr als 95 % aller Spanplatten sind im Flachpressverfahren hergestellt.

Herstellung

Schadstoffe
- vorwiegend aus der Energieerzeugung zur Holztrocknung und Bindemittelherstellung
Energieverbrauch im Vergleich
Spanplatte,
8% UF-Leim
ca. 5 655 MJ/m³
Spanplatte
zementgebunden
ca. 6 360 MJ/m³
Dreischichtplatte
5% PVAc-Leim
ca. 4 320 MJ/m³
Sperrholzplatte
8% PF-Leim
ca. 5 450 MJ/m³
MDF-Platte
12% UF-Leim
ca. 10 550 MJ/m³
Bestandteile
- Holzspäne (70 – 90% Nadelholz, bis 20% Laubholz)
- 5 - 10% Leim (meist Harnstoff-Formaldehydharz)
- evtl. 0,3 – 2% Hydrophobierungsmittel (meist Paraffine)
- Holzschutzmittel (nur bei Plattentyp 100G) auf Basis Kaliumhydrogenfluorid
- Brandschutzmittel (nur bei A2 und B1-Platten)
Verfügbarkeit der Rohstoffe
- ausreichend (für Holz als nachwachsender Rohstoff
- begrenzt (für Bindemittel aus Erdölprodukten)

Nutzung

- Phenol-Formaldehydleim(PF) und Resorcin-Formaldehydleim (RF): keine oder nur sehr geringe Formaldehyd-Emissionen möglich
- Melamin-Formaldehydleim (MF): geringe Formaldehyd-Emissionen möglich
- Harnstoff-Formaldehydleim (UF): starke Formaldehyd-Emissionen möglich
- bei Bindemittel MDI (PMDI) evtl. monomere MDI-Emissionen
- evtl. Belastungen durch Fungizide, Insektizide (Plattentyp 100G), Brandschutzmittel

Rückbau

Entsorgung
- thermische Verwertung in zugelassenen Feuerungsanlagen
- stoffliche Verwertung zu Holzwerkstoffprodukten
Verwertung
- stoffliche Verwertung zu Holzwerkstoffen bei UF-gebundenen Spanplatten möglich; sonst hochwertige energetische Verwertung in speziellen Holzverbrennungsanlagen
Rückbauaufwand
- gering bis hoch (je nach Einbausituation)

Zusammenfassung

Im Jahr 2000 wurden in Europa 36 Mio. m³ Spanplatten, in Deutschland 9 Mio. m³ hergestellt. Die Spanplatte nimmt mit einem Anteil von 71 % an der europäischen Holzwerkstoffproduktion eine Schlüsselstellung ein und ist für das Bauwesen und die Möbelherstellung ein wichtiger Werkstoff.
Nachhaltigkeit:
Rohstoffe für die Erzeugung von Spanplatten stammen zu etwa 70 % aus Industrieresthölzern der Schnittholz- bzw. Brettschichtholzherstellung und zu ca. 20 % aus Waldrestholz von Durchforstungen. Neue Entwicklungen eröffnen auch die Möglichkeit, in einem Recyclingprozess (10 %) aus alten Span- und Faserplatten wieder neue Platten herzustellen. Voraussetzung dafür ist eine differenzierte Erfassung von Althölzern sowie die Aussicht auf eine gewisse Wirtschaftlichkeit. (Letztere ist bislang nicht gegeben, die thermische Nutzung weist eindeutige ökonomische und ökologische Vorteile auf.)
Aus ca. 1 285 kg Holzrohstoffen (60 % Holzfeuchte) entsteht über Zerspanungs-, Trocknungs-, Verleimungs- und Pressverfahren 1 m³ Spanplatten mit einem Rohgewicht von ca. 730 kg/m³ (8 % Holzfeuchte). Dabei werden vom Forst bis zum Werktor inkl. Transporte ca. 5000 MJ/m³ Primärenergie eingesetzt. Je nach Leimart verursachen die Bindemittel einen Anteil von ca. 36% (UF) bis 40 % (PMDI, Zement) an der Grauen Energie. Pro m³ Spanplatten sind über 900 kg CO2-Äquivalente gebunden. Abzüglich der produktionsbedingten CO2-Emissionen ergibt sich daraus eine Nettospeicherung von über 600 kg CO2-Äq./m³.
Für die Verleimung werden zwischen 5 und 10 % Klebstoff (Leim) verwendet, in über 90 % aller eingesetzten Kleber Harnstoff-Formaldehydharz (UF). EU-weit ist für E1-Platten ein Formaldehyd-Emissionswert von 0,1 ppm garantiert. Dennoch kann es bei großflächiger Anwendung (mehr als 1 m² Oberfläche pro 1 m³ Rauminhalt, bei einem Luftwechsel von 0,5/h) oder wenn mehrere Formaldehydquellen (wie z.B. Möbel aus Spanplatten) vorhanden sind, zu erhöhten Formaldehydkonzentrationen und damit zu Gesundheitsbeeinträchtigungen kommen. Deshalb empfiehlt die WHO (Weltgesundheitsorganisation) einen Richtwert von 0,05 ppm. Spanplatten mit dem Umweltzeichen RAL-UZ 76 oder RAL-UZ 38 (Blauer Engel) erfüllen diese Anforderungen.
Fazit:
Als Rohstoffe für die Herstellung von Spanplatten sind ausschließlich Holzreststoffe einsetzbar. Von der Herstellung bis zur Entsorgung wird dabei weniger Energie verbraucht als aus dem Produkt erzeugt werden kann („Plusenergieprodukt“). Für die Verleimung der Holzspäne ist meist gesundheitsschädliches Formaldehyd im Einsatz. Die heute gebräuchlichen E-1 Platten enthalten zwar relativ geringe Mengen an Formaldehyd, als Faustregel gilt dennoch: sparsam verwenden (weniger als 1 m² Platte pro 1 m³ Raumluftvolumen), Platten allseitig abdecken, feuchtebeständige Spanplatten (Typ V 100) auch im Trockenbereich bevorzugen (geringere Formaldehydemissionen!). Weitere Alternative: Platten mit dem Blauen Engel. Für den Innenausbau ökologisch günstiger als Spanplatten sind Holzprodukte mit geringerem Herstellungsaufwand oder geringerem Leimanteil wie Massivholz, Leimholzplatten, magnesit- oder →zementgebundene Spanplatten sowie →Gipskartonplatten.

Quellen

- Deutsche Gesellschaft für Holzforschung (Hrsg.): Holz, Rohstoff der Zukunft, München 2001
- →http://www.kbob.ch/pdf/d_02.1.baumaterialien.hochbau.pdf (Koordination der Bau- und Liegenschaftsorgane)
- eco-devis Nr. 624 (Schreinerarbeiten), Trägerverband eco-devis c/o Hochbauamt des Kantons Bern, 2000

Die vorliegenden Datenblätter wurden mit freundlicher Genehmigung des Blok Verlag dem Buch "Nachhaltiges Bauen in der Praxis" entnommen.

Verfasser der Baustoff-Datenblätter:
Bernhard Kolb, seit über 30 Jahren tätig im Bereich energieeffizientes und nachhaltiges Bauen. Zahlreiche Veröffentlichungen zum Thema.

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