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Schaumglas - Ökobilanz

Wärmedämmstoffe

Herstellung: Quarzsand und andere Sande werden zu Glas geschmolzen, die erstarrte Glasmasse wird anschließend gemahlen und dann zusammen mit Kohlenstoff auf etwa 900 °C erhitzt.
Verwendung: als Wärmedämmung für Keller außen, Flachdach und Terrassen; Halbschalen bzw. Segmente für Rohr- und Behälterdämmungen
Eigenschaften: wasserdicht, druckfest, beständig gegen Chemikalien, fäulnisresistent, Brandklasse A1

Herstellung

Energieverbrauch (Graue Energie)
Schaumglasplatten
21,48 MJ/kg
Steinwolle
22,12 MJ/kg
PU-Hartschaum
126,19 MJ/kg
Polystyrol XPS
110,16 MJ/kg
Schadstoffe
- vorwiegend aus Verbrennungsprozessen der Energiebereitstellung
Bestandteile (in Massen-%)
Schaumglasplatte 1:
- 24 % Quarzsand
- 20 % Feldspat
- 8 % Soda
- 38,5 % Recyclingglas
- 9 % Kalkstein, Eisenoxid, Manganoxid u.a.
- 0,5 % Kohlenstoffpulver
Schaumglasplatte 2:
- ca. 41% Quarzsand
- ca. 22% Kali-Feldspat
- ca. 17% Kalk
- ca. 17% Soda
- ca. 3% Eisenoxid
- ca. 0,15 % Kohlenstoff (als Schaumbildner)
Verfügbarkeit der Rohstoffe
- ausreichend

Nutzung

Schadstoffe bei der Verarbeitung am Bau
- beim Schneiden evtl. leichte Geruchsbelästigung durch Schwefelwasserstoffgas (MAK-Wert 10 ppm beim Zuschneiden weit unterschritten)
- Grenzwerte und Einstufungen für Bitumen:
Dämpfe + Aerosole bei der Heißverarbeitung in Räumen:
MAK: 20 mg/m³ gemessen in der einatembaren Fraktion
Dämpfe und Aerosole bei der Heißverarbeitung im übrigen:
MAK: 15 mg/m³ gemessen in der einatembaren Fraktion
- bei Kaltverarbeitung mit Bitumenemulsionen (GISCODE BBP10) keine Belastung der Atemluft (Ausnahme: Spritzverfahren)
Schadstoffbelastung im eingebauten Zustand
- nein

Rückbau

Entsorgung
- deponierbar als Bauschutt
Verwertung
- Produktions- und Schnittreste verwertbar als Schaumstoffgranulat, ebenso sortenrein trennbare Schaumglasplatten; sonst Einsatz als Kiesersatz
Rückbauaufwand
- hoch

Zusammenfassung

Schaumglasplatten bestehen aus silikatischem Glas, das unter Zugabe des Treibmittels (Kohlenstoff) aufgeschäumt wird. Die geschlossenen Glaszellen sind vollständig dampf- und wasserdicht. Schaumglasplatten eignen sich vornehmlich zur Dämmung gegen Erdreich und für druckbelastete Flachdächer und Terrassen.
Nachhaltigkeit:
Die in Deutschland unter dem Namen Foamglas vertriebenen Schaumglasplatten werden in Belgien produziert (vgl. →Blähglas).
Bis auf Mangandioxid, das nur in sehr geringen Mengen (ca. 0,4 M.-%) eingesetzt wird, sind die Rohstoffe wie Quarzsand, Feldspat und Kalkstein noch auf lange Sicht ausreichend vorhanden. Der Abbau erfolgt im Tagebau. Soda wird aus Kalkstein und Natriumchlorid produziert.
Bei der Herstellung durchläuft Schaumglas einen zweistufigen Hochtemperaturprozess. Zunächst werden die Grundstoffe bei ca. 1100 °C zu Rohglas geschmolzen. Nach Erkalten wird das Rohglas zu Glaspulver gemahlen und Kohlenstoff zugesetzt. Zur Energieeinsparung und Ressourcenschonung wird der Rohstoffmasse bis zu gut einem Drittel Recyclingglas beigemengt, u.a. auch Glasstaub, der beim Zuschnitt der Platten entsteht. In einem zweiten Hochtemperaturprozess bei ca. 900 °C erhält das Gemisch durch Aufschäumen seine Form. Durchgeführt werden die Schmelzprozesse mit Strom, der die überwiegende Umweltbelastung bei der Herstellung verursacht. In den letzten Jahren ist es der Schaumglasindustrie gelungen, den Energiebedarf durch Erhöhung des Altglasanteiles und den Einbau von effizienten Energierückgewinnungsmaßnahmen signifikant zu reduzieren. Dies ist abzulesen an der sprunghaften Reduzierung der Grauen Energie von vormals ca. 67 MJ/kg Schaumglas auf nunmehr 21,5 MJ/kg. Weitere Graue Energie wird benötigt, sofern die Schaumglasplatten in Heissbitumen eingeschwemmt werden (ca. 300 MJ/m² Schicht). Bei der Verarbeitung von →Bitumen sind Grenzwerte zu beachten (s.o.). In der Nutzungsphase gehen nach heutigem Kenntnissstand von Schaumglasplatten sowie Bitumen keine Gesundheits- oder Umweltbelastungen aus.
Fazit:
Schaumglas ist ein nicht brennbarer feuchtebeständiger Dämmstoff mit guter Wärmedämmleistung (λ = 0,040 W/mK). Durch Maßnahmen wie Reduzierung des Primärenergieaufwandes und Erhöhung der Recyclingglasanteile wird das ökologische Profil von Schaumglasplatten maßgeblich verbessert. Im Verbund mit Beton oder Mauerwerk ist die Entsorgung der Platten unproblematisch, die Einstufung als Bauschutt gilt auch für Schaumglas mit Bitumenresten. Eine Wiederverwertung von eingebauten Schaumglasplatten scheidet i.d.R. aus.

Quellen

- ECOBIS 2000 (Ökologisches Baustoffinformationssystem des Bundesministeriums für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (BMVBW) und der Bayerischen Architektenkammer)
- Mötzl, H., Zelger, T. (Hrsg.: IBO - Österreichisches Institut für Baubiologie und -ökologie, Donau-Universität Krems, Zentrum für Bauen und Umwelt): Ökologie der Dämmstoffe, Wien 2000

Die vorliegenden Datenblätter wurden mit freundlicher Genehmigung des Blok Verlag dem Buch "Nachhaltiges Bauen in der Praxis" entnommen.

Verfasser der Baustoff-Datenblätter:
Bernhard Kolb, seit über 30 Jahren tätig im Bereich energieeffizientes und nachhaltiges Bauen. Zahlreiche Veröffentlichungen zum Thema.

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