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Anstrichmittel - Ökobilanz

Bauchemie

Mit dem Oberbegriff Anstrichmittel sind Grundierungen, Farben, Lacke und Lasuren zusammengefasst. Es gibt rein mineralische Anstrichsysteme, die Mehrzahl der Anstrichmittel bestehen jedoch aus organischen und anorganischen Komponenten.

Herstellung

Schadstoffe
hauptsächlich Schadstoffe aus Energieprozessen

Energieverbrauch
k.A.
Verfügbarkeit der Rohstoffe
k.A.

Rückbau

Entsorgung
eingetrocknete Abfälle in genehmigungspflichtigen Müllverbren­nungsanlagen
Verwertung
k.A.
Rückbauaufwand
k.A.

Zusammenfassung

Als Anstrichmittel bezeichnet werden i.allg. Grundierungen, Farben, Lacke und Lasuren, die sich für die Oberflächenbeschichtung und -gestaltung eignen. Die meisten Anstrichmittel dienen gleichzeitig als Materialschutz. Für die Dauerhaftigkeit des Anstrichsystems ist die sorgfältige Abstimmung auf den vorhandenen Untergrund wichtig.
Moderne Anstrichmittel bestehen aus einer Vielzahl an Komponenten, im wesentlichen sind dies Bindemittel, Lösemittel, Pigmente und Additive. Die Herstellung der Komponenten verursacht Umweltbelastungen, daneben sind auch während des Zeitraums der Applikation und der Nutzungsphase Belastungen vorwiegend aus organischen Lösemitteln, Weichmachern und Schwermetallen möglich. Von den ca. 10000 derzeit am Markt erhältlichen Anstrichmitteln ist nur ein geringer Prozentsatz auf Inhaltsstoffe geprüft, detaillierte Informationen zu Inhaltsstoffen sind für den Anwender in der Regel nicht zugänglich.
Oberflächenbehandlungen gehören zu den Bauleistungen, die im Laufe eines Gebäudelebens vergleichsweise schnell altern und häufiger erneuert werden müssen. Über die gesamte Lebensdauer eines Gebäudes betrachtet kumulieren die Aufwendungen für Anstrichmittel in der Gebäudebilanz daher zu einem beträchtlichen Faktor. Um die Belastungen möglichst gering zu halten, sollten aus ökologischer Sicht folgende Überlegungen in die Wahl des Anstrichsystems mit einbezogen werden:
- Beanspruchung und Dauerhaftigkeit des Anstrichs auf die Erfordernisse des Materialschutzes abstimmen, Unter- sowie Überqualifikation vermeiden,
- bei Anstrichmitteln gleicher Qualifikation Mittel mit der größeren Ergiebigkeit wählen,
- bei der Erstbeschichtung von Metallen Möglichkeiten der werkseitigen Behandlung (Anodisierung, Pulverbeschichtung, Thermolackierung), bei Holz UV-härtende Lackierung berücksichtigen,
- Anstrichsystem mit der kleinsten Belastungszahl wählen (Tab. 1, Tab. 2),
- möglichst lösemittel- und weichmacherfreie Anstrichsysteme ohne Schwermetalle und Wirkstoffe (Biozide, Fungizide, Insektizide) verwenden.
Um Entscheidungsträgern eine ökologisch orientierte Übersicht über Anstrichstoffe zu bieten, wurde von den Schweizer Bauorganen ein Bewertungssystem entwickelt, das sowohl die bei der Herstellung verursachten Umweltbelastungen als auch jene, die von den Inhaltsstoffen ausgehen, in einer Belastungszahl zusammenfasst. In die Ökobilanz fließen Energieverbrauch, kritische Luftmenge, kritische Wassermenge, Abfallmenge und Kohlendioxideintrag ein. Als Kenndaten für die bei der Applikation und der Nutzung entstehenden Belastungen werden die Toxikologie, das allergene Potential, die Luftbelastung und die Ökotoxizität herangezogen.
Aus der Summe dieser Einzelprofile und dem entsprechenden prozentualen Anteil der Inhaltsstoffe an der Farbe errechnet sich das Ökoprofil eines Anstrichstoffes. Zur Gewichtung der Umweltrelevanz einzelner Belastungswerte wird ein Umrechnungswert (Q) eingeführt. Damit lassen sich die Kenndaten in vergleichbare Belastungszahlen (BZ) umwandeln. Um auch anwendungsspezifische Einflüsse in der Bewertung mit einfließen zu lasssen, werden die Belastungszahlen mit den Korrekturfaktoren der Ergiebigkeit (A) und der Dauerhaftigkeit (D) multipliziert (Tab. 2).
Fazit:
Anstrichmittel eignen sich für Aufgaben der Oberflächengestaltung und des Materialschutzes. Bei funktionsgerechter Anwendung können sie die Lebensdauer von Bauteilen aus Holz, Metall oder mineralischen Baustoffen maßgeblich verlängern. Aus ökologischer Sicht zu berücksichtigen sind die nachhaltig wirkenden Belastungen, die aus der Herstellung und Anwendung von Anstrichstoffen entstehen. Eine Orientierungshilfe leisten die etwa 200 mit dem Blauen Umweltengel (RAL-UZ 12a) gekennzeichneten emissionsarmen Grundierungen, Lacke und Lasuren, deren Liste um ca. 40 emissionsarme Wandfarben erweitert wurde (RAL-UZ 102). In der Schweiz hat sich für die Ausschreibung und Vergabe von Malerarbeiten bereits ein Bewertungssystem etabliert, das die Anstrichmittel in Gruppen und Belastungszahlen einstuft und dazu anwendungsbezogene Eigenschaften wie Ergiebigkeit und Dauerhaftigkeit auswertet (Tab.1 u. 2).

Quellen

-www.positivlisten.info
-www.wecobis.de
-www.baubook.at
-www.blauer-engel.de
- Konferenz der Bauorgane des Bundes KBOB (Hrsg.), Erfa-Info 1/95, 2/97, 3/97 (Bern)
-Verbraucher-Zentrale Nordrhein-Westfalen e.V. (Hrsg.): Schadstoffe in der Wohnraumluft, Düsseldorf 1996

Die vorliegenden Datenblätter wurden mit freundlicher Genehmigung des Blok Verlag dem Buch "Nachhaltiges Bauen in der Praxis" entnommen.

Verfasser der Baustoff-Datenblätter:
Bernhard Kolb, seit über 30 Jahren tätig im Bereich energieeffizientes und nachhaltiges Bauen. Zahlreiche Veröffentlichungen zum Thema.

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